Armutsbekämpfung im Mittelpunkt des Gesprächs des madagassischen Präsidenten Marc Ravalomanana und Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul am 31.01.2003 in Berlin.

Pressemitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vom 31.01.2003

Die Armutsbekämpfung auf Madagaskar stand heute im Mittelpunkt eines Gesprächs zwischen Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und dem madagassischen Präsidenten Marc Ravalomanana, der sich auf Einladung des Bundespräsidenten zu einem fünftägigen Besuch in der Bundesrepublik Deutschland aufhält.

Madagaskar hat rund 16 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen und ist mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 260 US-Dollar eines der ärmsten Länder der Welt. Nach der innenpolitischen Krise im ersten Halbjahr 2002 haben die am 15. Dezember 2002 stattgefundenen Parlamentswahlen zur Konsolidierung der Demokratie in Madagaskar entscheidend beigetragen. Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zeigte sich beeindruckt vom Reformwillen der neuen madagassischen Regierung. „Das ist die Voraussetzung, um die drängenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme jetzt entschlossen anzugehen“, sagte sie.

Madagaskar ist eingeschlossen in die internationale Entschuldungsinitiative zugunsten der ärmsten hochverschuldeten Entwicklungsländern – eine Initiative, die 1999 auf Initiative der Bundesregierung auf den Weg gebracht worden ist. Madagaskar erreichte den „Entscheidungspunkt“ im Schuldenerlassverfahren im Dezember 2000 und kann mit einem Schuldenerlass von insgesamt US$ 814 Mio. rechnen, von denen Deutschland voraussichtlich 50 Mio. Euro übernehmen wird. „Wir setzen uns für einen schnellen Schuldenerlass ein“, betonte die Ministerin. Im März wird die madagassische Regierung eine Armutsreduzierungsstrategie vorgelegen, die in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und den Gebern ausgearbeitet wurde. Deutschland hat diesen Prozess aktiv unterstützt. Denn Kern der internationalen Entschuldungsinitiative ist die Konditionierung: Die durch die Entschuldung frei werdenden Finanzmittel müssen für die Armutsbekämpfung eingesetzt werden. Dafür wird eine umfassende Armutsbekämpfungsstrategie erstellt.

Der Präsident und die Ministerin waren sich einig, dass die Privatwirtschaft in verstärktem Maße in den Entwicklungsprozess eines Landes einbezogen werden soll. Wieczorek-Zeul wies in diesem Zusammenhang auf den von der Bundesregierung nachhaltig unterstützten Ansatz von Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft hin. Denn, so die Ministerin: „Ohne die Mobilisierung aller Möglichkeiten, denen des Staates und der wirtschaftlich-technischen Möglichkeiten des Privatsektors – aber auch der Ressourcen der Zivilgesellschaft – können die Herausforderungen nicht bewältigt werden.“

Der finanzielle Umfang der deutschen Entwicklungs-zusammenarbeit mit Madagaskar für die Jahre 2001 und 2002 beträgt insgesamt € 14,35 Mio. Anlässlich dieses Staatsbesuchs wurde im Beisein von Bundespräsident Johannes Rau und Staatspräsident Marc Ravalomanana das deutsch-madagassische Abkommen über Finanzielle Zusammenarbeit unterzeichnet. Dieses Abkommen beinhaltet vor allem Vorhaben, die auf den Erhalt der einzigartigen Biodiversität Madagaskars ausgerichtet sind.