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Falkensee wird madagassisch: Der afrikanische Inselstaat eröffnet am Freitag seine Botschaft nahe Berlin

Der Tagesspiegel 31.01.2003

Von Claus-Dieter Steyer

Falkensee. Ins verschlafene Falkensee am Rande Spandaus zieht internationales Flair ein: Die Botschaft Madagaskars wird am Freitagnachmittag eröffnet. Staatspräsident Marc Ravalomanana kommt mit großen Gefolge zum feierlichen Akt in die Seepromenade 92. Bürgermeister Jürgen Bigalke (SPD) ist schon ganz aufgeregt. „Wir haben großes Glück, dass die Wahl ausgerechnet auf unsere Stadt fiel“, sagt er. „Das bringt bestimmt Zuwachs an Attraktivität.“ Schließlich rechnet der Bürgermeister mit einem verstärkten Besuch aus vielen Ländern. Die Botschaft des Inselstaates ist nicht nur für Deutschland zuständig, sondern auch für Österreich und alle skandinavischen Länder.

Ganz genau kann Bigalke nicht erklären, wieso sich der südostafrikanischen Inselstaat für den Berliner Vorort entschieden hat. Es habe wohl im Zuge des Regierungsumzuges von Bonn nach Berlin eine Reihe von Immobilienbörsen gegeben. „Falkensee bietet günstige Grundstückspreise und eine hervorragende Umgebung“, sagt der Bürgermeister. Der Falkenhagener See, an den das Botschaftsgelände direkt grenzt, erinnere vielleicht auch etwas an die Heimat. Doch bei diesem Gedanken muss er lächeln. Derzeit herrschen auf Madagaskar Temperaturen zwischen 28 und 34 Grad Celsius, im kalten Falkensee dagegen sind die Seen noch immer von einer dünne Eisschicht bedeckt.

Der neue Botschafter Denis Andriamandroso fürchtet die Klima-Umstellung aber nicht. Er kennt die märkischen Härten, studierte und promovierte er doch an der TU Berlin. Auf der Regionalplanung lag sein Schwergewicht. Auch an der englischen Universität Norwich erwarb er den Doktortitel. Andriamandroso ist Vater von vier erwachsenen Kindern. Er bewohnt mit seiner Frau, die als Deutschlehrerin gearbeitet hatte, die Residenz. „Erst kürzlich habe ich ihm beim Schlittschuhlaufen angesprochen“, erzähltBürgermeister Bigalke. „Er ist ein guter Typ.“ Und lässig. Sorgen um die Sicherheit macht er sich offenbar nicht. Auch wenn das Gebäude offen da steht und eine Bewachung nicht vorgesehen ist. Jedenfalls bis jetzt nicht.

In Falkensee selbst ist die neue Botschaft ein Begriff. „Jetzt stehen an den Kreuzungen ja überall Hinweisschilder“, sagt ein Mann auf dem Platz vor dem Rathaus. Außer Falkensee kann sich in Brandenburg nur noch Potsdam als Botschaftsstadt bezeichnen. Hier arbeitet die Vertretung Venezuelas.

Das Botschaftspersonal ist vor dem prominenten Besuch aus der Heimat ganz aufgeregt. Fotografieren war am Donnerstag streng verboten. Besonders hatten die Damen Angst davor, dass ein Foto über das erst heute vom Oberhaupt zu enthüllende goldene Schild schon in der Zeitung steht. In malagassisch, französisch und deutsch ist darauf die Eröffnung der Botschaft am 31. Januar 2003 festgehalten. Der Text in der Landessprache ist fast doppelt so lang wie der französische und deutsche Text. Malagassi hat ihren Ursprung im indonesischen Sprachraum, von wo vor 1500 Jahren viele Menschen nach Madagaskar einwanderten.